Sanierung eines Baudenkmals von 1868: Bahnhof Gamburg, Liebliches Taubertal – Tag des offenen Denkmals 2020

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VIDEO PREMIERE: Heute am Donnerstag, 3.. September 2020

Restauration des historischen Bahnhofsgebäudes in Gamburg, Werbach, im Zeitraum von 2015 bis 2020

Die Bahnhofsanlage des Bahnhofs Gamburg mit Nebengebäuden von 1868 ist Teil der badischen Bahnstrecke und stellt mit Tunnel und Brücke ein Kulturdenkmal nach § 2 DSchG dar.

Das Empfangsgebäude ist aus Rotsandsteinquadern gemauert. Mit seinen Staffelgiebeln an Schmalseiten und über den Risaliten nimmt es Bezug auf die mittelalterliche Gamburg. Die Kellerräume sind alle gewölbt. Im Hochparterre mit seinen hohen von Segmentbögen übergriffenen Öffnungen sind sechs originale vierflügelige einfachverglaste Kämpferfenster überliefert, im Dachgeschoss mit seinen unterschiedlich geformten Öffnungen sind weitere entsprechend unterschiedlich ausgebildete Fenster aus der Bauzeit erhalten. Ebenso original erhalten sind die Dielenböden im Obergeschoss und Hochparterre, die Fliesen im Eingangsbereich, die hölzerne Staketentreppe und vier Kassetttentüren.

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Die Dokumentation der Sanierung und Restauration des Baudenkmals Bahnhof Gamburg wird veröffentlicht zum Anlass: Tag des offenen Denkmals 2020, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Wir, Karin und Wolfgang Schlootz, erwarben den alten Bahnhof Gamburg Ende 2014 und begannen im Jahr 2015 mit der denkmalgerechten Sanierung. Wir beseitigten den schweren Brandschaden, die Wasserschäden und Wetter- wie Nutzungsschäden und retteten das Gebäude so vor dem Verfall. Die Innensanierung des Obergeschosses konnten wir im Sommer 2017 abschließen, die des Hochparterres im Jahre 2020. Wir führten alle Arbeiten in Eigeninitiative ohne Fördermittel aus und gaben dem Gebäude eine neue Nutzung entsprechend dem genehmigten Bauantrag von 2015. Die Fassadenarbeiten sind für später angesetzt, der notwendige Erhalt der hölzernen Nebengebäude ist teilweise durchgeführt, teilweise in Auftrag gegeben.

Unsere Geschichte: wir suchten bereits lange nach einem ländlichen Domizil zur Erholung für uns und andere Stadtmenschen. Nicht weiter als eine Stunde von Offenbach, unserem Wohnort, sollte es entfernt sein, südlich gelegen, in einer idyllischen Umgebung und vielleicht sogar am Wasser. Ein altes Gemäuer musste es sein. Ein Haus mit Geschichte, unverwechselbar, einmalig, um erhalten und neu genutzt zu werden.

So fanden wir eines Tages den Bahnhof in Gamburg, im badischen Unterfranken. Er ragte als riesiges rotes Gebäude vor uns auf, ganz aus Sandstein, mehrere Etagen hoch, mit Treppengiebeln an allen Dachseiten. Wenige Schritte südlich rauschte die Tauber durch die Wiesen. An der Nordseite verkehrte eine Regionalbahn. Das Bahnhofsgebäude stand zum Verkauf, war jahrzehntelang unbewohnt, seit kurzem von der Bahn nicht mehr genutzt. Jetzt wurde es im Bieterverfahren angeboten.

Die Tür zum Keller stand offen, und beim Eintreten breitete sich unter unseren Füßen ein Boden aus puren, massiven Sandsteinplatten aus. Alles hier war roter Sandstein: die Wände, die Gewölbedecken, der unregelmäßige Boden. Und alles am Bahnhof war riesig, weite Räume, hohe Decken, große Fenster. Wir waren begeistert.

Dann sahen wir den schrecklichen Brand- und Wasserschaden in der oberen Etage: Boden und Decken durchgebrannt, Mauern geschwärzt, Balken verkohlt und vermodert – deshalb hatte sich wohl bislang kein Käufer gefunden.

Aber dennoch: wir wollten dieses herrliche Gebäude erwerben und wieder bewohnbar machen!

Eine sehr umfangreiche Sanierung würde notwendig werden.

Gerade waren wir im Ruhestand, hatten Lust und Zeit für dieses Projekt. Wir klärten, welcher Handwerker die Instandsetzung mit und für uns bewerkstelligen könnte. Dann gaben wir unser Gebot ab. Es war nicht das höchste. Zwei Gebote lagen über unserem. Doch bald rief uns der Makler an: beide Bieter waren vom Kauf zurückgetreten, der Weg war für uns frei! So erwarben wir den Bahnhof Gamburg.

2015 bis 2020 – fünf lange arbeitsreiche Jahre dauerte es, um das vernachlässigte, schwer beschädigte historische Gebäude im Inneren zu sanieren. Viel Unterstützung durch die Familie war gefragt. Von der Baugenehmigung für die Umnutzung, neue Pläne, über die Beseitigung all der Schäden, die völlige Neuinstallation von Elektrik und Wasser, das Abschlagen und Neuverputzen der Wände, den Einbau von Bädern und Küchen, die sorgsame Aufarbeitung der alten Fenster und Holzböden bis hin zur Einrichtung mit zum Bahnhof passender Innenausstattung.

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Heute wird der Bahnhof in seiner neuen Bestimmung genutzt: als besondere, große Ferienwohnungen und als Fest- und Versammlungsort.

2018 öffneten wir ihn erstmals für Publikum: zum Jubiläum 150 Jahre Taubertalbahn und Bahnhof Gamburg luden wir zur Besichtigung ein, mit Musik und Ausstellung „Vorher-Nachher“. 2019, zur Eröffnung des Kulturwegs Gamburg-Niklashausen-Höhefeld-Bronnbach, luden wir zum Schlusstreff in den Bahnhofssaal. 2020 planten wir am Denkmaltag eine öffentliche Veranstaltung – die musste leider ausfallen. Hoffentlich sind in unserem Bahnhof zukünftig noch viele schöne Feste zu feiern!